Der Korbacher Franziskanermaler und sein Werk

 

Die beiden Korbacher Stadtpfarrkirchen besitzen als ihre kostbarsten und hervorragendsten Schätze zwei große Flügelaltäre, die bedeutende Werke altdeutscher Tafelmalerei sind. Sie sind beide von dem gleichen Maler gemalt. Dieser hat sich selbst auf beiden Altären in der Klei­dung eines Franziskanermönches mit Palette und Pinsel dargestellt. Beide Altäre sind datiert. Der in der Nikolaikirche trägt das Datum 1518, der der Kilianskirche die Jahres­zahl 1527. Neben der Figur des knienden Malermönches auf dem Hauptbilde der Kilians­kirche fand sich ehemals noch eine heute nicht mehr lesbare lateinische Inschrift, die der waldeckische Historiker Louis Curtze Mitte des vorigen Jahrhunderts noch teilweise ent­ziffern konnte. Aus ihr ging hervor, daß ein Franziskaner-Minoritenmönch diesen Altar in seinem 71. Lebensjahr gemalt habe. Dieser ist demnach im Jahre 1456 geboren worden, war also bereits 62 Jahre alt, als er sein erstes Kor­bacher Altarwerk, den Marienaltar in der Nikolaikirche, schuf. Er muß also schon vorher eine sich über mehrere Jahrzehnte erstreckende künstlerische Tätigkeit entfaltet und eine reiche Entwicklung durchgemacht haben, ehe er im hohen Alter nach Korbach kam und jene beiden Altäre malte. Als Minoritenmönch hat er zwei­fellos dem Korbacher Franziskaner-Minoritenkloster angehört, denn er hat, wie wir weiter unten noch sehen werden, für Korbach noch ein drittes umfangreiches Altarwerk geschaffen, nämlich den Kreuzabnahmealtar für die Kirche seines Ordens. Der früheste der beiden Korbacher Altäre ist der Marienaltar in der Niko­laikirche. Er trägt über dem Hauptbild die In­schrift in großer gotischer Minuskelschrift: altari gloriose virginis mariae. Die Haupttafel selbst stellt die Anbetung der Hl. Drei Könige dar.

 

 Auszug aus Wolfgang Medding "Korbach die Geschichte einer deutschen Stadt"